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Vom Facebookprofil zum Betrugsopfer

von Kay Birkner

Nette Leute kennen lernen, neue Kontakte knüpfen und alte wiederbeleben – das sind die freundlichen Gründe, um sich bei Facebook, StudiVZ & Co. ein Profil anzulegen. Doch leider sind hier nicht nur wohlmeinende und harmlose Zeitgenossen unterwegs, die Schulkollegen oder andere einstige Weggefährten suchen. Denn die in den Profilen so bereitwillig hinterlegten persönlichen Daten rufen rücksichtslose Gangster in Scharen auf den Plan. Und bis der Geschädigte überhaupt merkt, dass er inzwischen vielleicht sogar schon mit Haftbefehl gesucht wird, haben die Betrüger ihre fette Beute schon längst in Sicherheit gebracht.

Name und Geburtsdatum als Goldesel für Ganoven

Seinen Namen eintragen, seinen Geburtstag verraten – was ist denn schon dabei? Was soll ein Krimineller schon mit diesen spärlichen Angaben anfangen können? Leider eine ganze Menge, wie Prof. Georg Borges von der Uni Bochum (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, deutsches und internationales Wirtschaftsrecht, insbesondere IT-Recht) bestürzend zu berichten weiß. Denn Name und Geburtsdatum reichen bei sehr vielen Internetshops bereits aus, um per gestohlener Identität auf Rechnung bestellen zu können. Und genau das ist es, was die Verbrecher im Schilde führen. Dazu wird kurzfristig eine Wohnung angemietet, die beim Onlineversand als Lieferadresse angegeben wird. Unter deren Klingelknopf werden dann für ein Weilchen die Namen sämtlicher künftiger Betrugsopfer angebracht, damit der freudig erwartete Paketbote später nicht lange suchen muss. Und dann wird für die nächsten zwei bis drei Wochen auf Rechnung bestellt, was das Zeug hält. Die Ware wird an die angegebene Adresse ausgeliefert, wo sie von den dreisten Betrügern gierig in Empfang genommen wird. Die mitgelieferten Rechnungen werden dabei selbstverständlich komplett ignoriert.

Sobald die ersten Zahlungsfristen verstrichen sind und darum mit den ersten Mahnungen der Lieferanten gerechnet werden muss, macht sich das kaltschnäuzige Gesindel samt der ergaunerten Waren spurlos aus dem Staub, wobei nicht selten während der Flucht bei Nacht und Nebel auch die Grenzen nach Osteuropa überquert werden. Zurück bleiben bestohlene und wütende Lieferanten, die jetzt ein aktives bis energisches Forderungsmanagement in die Wege leiten. Und natürlich die bis dato völlig ahnungslosen Opfer, die sich, vom gewieften Inkassobüro schließlich unter der echten Adresse aufgespürt, nun mit einer Flut von Mahn- und Drohbriefen überzogen sehen. In einigen Fällen hat es da sogar auch schon Haftbefehle gegeben, mit denen unbescholtene und unschuldige Bürger plötzlich polizeilich gesucht wurden. Dann muss man erst mal glaubhaft nachweisen, dass man all die schönen neuen teuren Sachen, die inzwischen in der Versenkung verschwunden sind, weder selbst bestellt noch selbst bekommen hat. Das kann in verschiedener Hinsicht ruinöse Dimensionen für die Betroffenen annehmen.

Wie kann man sich vor solchen verbrecherischen Umtrieben schützen?

Jeder, der in leicht zugänglichen Portalen allzu sorglos und großzügig mit seinen persönlichen Daten umgeht, kann jederzeit und immer wieder ins Fadenkreuz gewissenloser Krimineller geraten. Darum kann nur immer wieder dazu geraten werden, hier ausgesprochen geizig zu sein. Denn keine Zahl ist zu unbedeutend und kein Name zu belanglos, als dass Verbrecher der Ganoven-Generation 2.0 nicht ihren illegalen Vorteil daraus zu ziehen wüssten.

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