Wie heißt es doch so schön am Ende eines iPhone-Werbespots? “Tja, wenn Du kein iPhone hast, dann hast Du kein iPhone”. Was im ersten Moment wie eine mäßig originelle Pointe oder Punchline aus der Feder eines von Obst besessenen Werbetexters klingt, bekommt auf dem Hintergrund der jüngsten Enthüllungen eher einen faulen als einen fruchtigen Beigeschmack. Denn scheinbar wollen die Jungs aus Cupertino im sonnigen Kalifornien ein bisschen zu genau wissen, wo sich ihre Kunden den lieben langen Tag so herumtreiben. Das muss man jedenfalls annehmen, wenn man erfährt, dass iPhone und iPad in den unergründlichen Tiefen ihrer Schaltkreise dauerhaft die Aufenthaltsorte ihrer Besitzer und Benutzer speichern. Aber wie machen die das? Und – dürfen die das überhaupt?
Datenskandal in der Apfelkiste
Mit Mobilfunknetzen geht so einiges. Und ganz offensichtlich noch ein bisschen mehr, als sich Freunde und Fans der totalen mobilen Kommunikation wünschen möchten. Denn über das aktive und eingeloggte iPhone oder iPad lässt sich nicht nur der aktuelle Standort des Gerätes (und damit seines Herren und Meisters) bestimmen, sondern auch ein engmaschiges Aufenthalts- und Bewegungsprofil anlegen. Und diese in aller Heimlichkeit und Stille akribisch gesammelten Daten legen die „Kleinen Schwarzen“ in einer versteckten Datei ab, die nur mit einem speziellen Programm ( siehe Artikel hier: https://computerfachmagazin.de/?p=15) ausgelesen werden kann. Da muss man schon mal fragen dürfen, warum in diesen schicken trendigen Äpfelchen so ein datensammelwütiger Wurm wohnt, der von dem Schutz der Privatsphäre seine ganz eigene (und nicht unbedingt datenschutzkonforme) Meinung zu haben scheint.
Informatiker schlagen Alarm
Alasdair Allan und Pete Warden, ihres Zeichens zwei gestandene IT-Spezialisten, haben jüngst auf einer Fachkonferenz die Gretchenfrage, Pardon, die Apfelfrage gestellt. Denn eins ist klar: Diese seltsam diskrete Protokoll- und Überwachungsfunktion muss vom Hersteller gewollt und beabsichtigt sein. Doch was steckt dahinter? Warum will Apple denn so genau wissen, wann die Kunden wo abhängen? Das fragt sich auch der Schweizer Datenschutzbeauftragten Hanspeter Thür, der für diese okkulte Tracking-Funktion von Apple eine nachvollziehbare Erklärung eingefordert hat. „Es ist klar, dass Lokalisierungsdaten heikle Daten darstellen (…) Wenn sie in zweifelhafte Hände geraten, könnte dies für den Betroffenen sehr heikel werden. Deshalb interessiert die Frage, wem diese Daten zur Verfügung stehen und vor allem, aus welchem Grund sie gespeichert werden“, sagte Thür im Schweizer Online-Infoportal „IT-Markt“. Die Antwort auf diese Frage dürfte nicht nur Eidgenossen brennend interessieren.
Wie war das noch gleich? Wenn man kein iPhone hat, dann hat man kein iPhone. Das mag wohl stimmen. Aber auf jeden Fall hat man dann auch kein unerwünschtes Bewegungsprofil und kein Trackback an den Hacken. Und keinen großen Bruder, der einem auf Schritt und Tritt heimlich folgt. Darüber darf man auch mal kritisch nachdenken, bevor man allzu blauäugig dem gefährlichen und bisweilen auch hinterlistigen Götzen der uneingeschränkten mobilen Kommunikation huldigt.