Sie sind günstig wie nie zuvor und das Massenspeichermedium unserer Zeit: Festplatten. Vereinzelt hört man, dass „neue“ Festplatten nicht kaputt gehen könnten, das ist allerdings ein Irrglaube. Überhaupt existieren rund ums Thema Festplatte eine Menge Mythen, mit denen an dieser Stelle einmal aufgeräumt werden soll. Von Haltbarkeit bis zum Reparaturversuch im Tiefkühlschrank wird alles behandelt.
So lange hält eine Festplatte
Unsere modernen Speichermedien haben alle eines gemeinsam: Sie sind nicht sonderlich lange haltbar und können mitunter sehr fehleranfällig sein. Letzteres gilt vor allem für praktische und preiswerte USB-Sticks. Solche Medien können gar nicht ohne kleine Fehler in der Speicherstruktur hergestellt werden. CDs und DVDs sind extrem preiswert, leider auch extrem kurzlebig. Eine selbst gebrannte DVD hat eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. einem Jahr.
Besser sieht es bei den Festplatten aus: Sie sind in den letzten Jahren immer weiter im Preis gefallen und bieten immer größere Kapazitäten. So wundert es nicht, dass sie der preiswerte Massenspeicher in Unternehmen und im privaten Bereich geworden ist. Unkaputtbar ist eine Festplatte dennoch nicht, da sie insbesondere mechanischem Verschleiß unterliegt. Festplatten, die im privaten Bereich genutzt werden, haben eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 5-7 Jahren, professionell genutzte Platten – etwa in Servern – werden schon nach 2 Jahren grundsätzlich getauscht, da ab diesem Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit eines Defekts deutlich steigt. Im privaten Sektor lohnt sich die pauschale Anschaffung neuer Festplatten nach 3-5 Jahren, wenn nach Möglichkeit jeder Datenverlust vermieden werden soll.
Neue Festplatten gehen nicht kaputt
Man hört es gelegentlich, dass „neue“ Festplatten nicht kaputt gehen sollen. Das ist schlicht gelogen, denn jede Festplatte wird irgendwann das Zeitliche segnen. Über die Lebensdauer entscheiden allerdings verschiedene Faktoren, die mitunter beeinflussbar sind. So ist der Transportweg von der Herstellung bis hinein in den eigenen Rechner oder in den Medienserver ein entscheidender Faktor. Wurde die Platte unsanft behandelt, ist sie während des Transports oft heruntergefallen oder erschüttert worden, verkürzt sich die Lebensdauer bereits. Im Alltag sind die Umgebungsbedingungen entscheidend: Erschütterungen, hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Umgebungstemperaturen können ebenfalls die Lebensdauer verkürzen.
Die Sache mit dem Vakuum
Seit Langem geistert das Phänomen umher, in Festplatten würde ein Vakuum bestehen. Auch das stimmt nicht. Festplatten sind im Innern mit Luft gefüllt und haben zum Druckausgleich eine Öffnung nach außen. Allerdings darf nicht das kleinste Staubkorn ins Innere gelangen, das würde den sofortigen Tod bedeuten. Befände sich ein Staubkorn auf einer der rotierenden Platten, so würde dadurch der Schreib-Lesekopf (dieser schwebt über der Platte mit einem Abstand von 1/10 des Durchmessers eines menschlichen Haares) zerstört. Das wäre ähnlich, als wollte man mit einem Auto über meterhohe Felsbrocken fahren.
Festplatten im Tiefkühlfach wiederbeleben
Es funktioniert nicht, was da immer wieder in Internetforen empfohlen wird: Eine defekte Festplatte durch Einfrieren wieder gangbar zu machen. Tatsächlich würde man durch solch einen Eingriff sogar mögliche Restfunktion zerstören. Denn beim Einfrieren werden die Schmiermittel in der Platte zäh und fest, die Platte wäre bei anschließendem Betrieb (besser Betriebsversuch) schwergängig und mechanische Probleme könnten für den endgültigen Tod sorgen. Der entgegengesetzte Tipp ist viel versprechender: Festplatten, die nicht anlaufen, können mitunter durch Zufuhr von Wärme zum Laufen gebracht werden. Ein handelsüblicher Fön soll hier schon Wunder gewirkt haben.
Falsche Sicherheit bei SSD-Festplatten?
SSD-Festplatten, die mit Halbleitern als Speicher arbeiten, gelten als ausfallsicher. Da bei konventionellen Platten vor allem durch mechanische Probleme Ausfälle entstehen können, minimiert sich die Fehlerquote bei SSD-Festplatten tatsächlich. Allerdings sind auch Halbleiter nicht unsterblich, wenngleich sie auch langlebig und vor allem gegen Erschütterungen unempfindlich sind. Es lässt sich also zusammenfassen, dass SSD-Festplatten langlebigerer sind, aber nicht vollkommen ausfallsicher.
Achtung bei RAID-Systemen
RAID-Systeme nutzen mehrere Festplatten, um Daten möglichst sicher zu speichern. Dabei werden auf einer oder auf mehreren Festplatten Spiegelungen der ersten Platte angelegt. RAID-Systeme haben mindestens 2, oft aber auch mehr Festplatten, die sich ständig gegenseitig spiegeln. Fällt eine Platte aus, wird sie ausgetauscht, die Daten werden dann von den übrigen Platten wieder auf die neue Platte übertragen. Vorsicht ist allerdings beim ersten Festplattendefekt geboten. Da in einem RAID-System in der Regel alle Platten gleichen Alters sind, dürfte der nächste Defekt nicht lang auf sich warten lassen. Es ist also durchaus sinnvoll, beim ersten Festplattendefekt gleich alle Platten nach und nach auszutauschen, um möglichst hohe Betriebssicherheit zu erreichen.